Aller guten Dinge sind Drei – Natans Weg zum Fachinformatiker Systemintegration
Maik hier.
IT ist spannend. Ich weiß noch wie ich gegen Ende meiner Schulzeit die Entscheidung fasste „Ich möchte in der IT arbeiten“. Damals wusste ich nicht, was das für mich bedeuten wird. Heute – über 10 Jahre nach meiner eigenen Ausbildung, darf ich die nächste Generation ausbilden.
Einer dieser „nächsten Generation“ ist Natan. Natan ist im ersten Lehrjahr zum Fachinformatiker in der Fachrichtung Systemintegration und mein Azubi.
Dass Natan den Weg in die IT (wieder)gefunden hat, verdankt er seinem eisernen Willen und seinem ungebrochenen Interesse für Technik.
Nachdem sein erster Anlauf einer Fachinformatiker-Ausbildung in einem Unternehmen, welches der Verantwortung einem Azubi gegenüber nicht gerecht wurde, echt bescheiden lief, machte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Da das Feuer der IT aber noch in ihm brannte, führte sein Weg ihn direkt danach zu uns. Fachinformatiker auf dem dritten Bildungsweg sozusagen.
An Natans Beispiel kannst du sehen, dass Durchhaltevermögen sich auszahlt, nicht alles immer direkt glatt laufen muss und wie wichtig die Auswahl eines passenden, engagierten Ausbildungsbetriebes ist. Aber lies selbst: Natan hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ein Interview über seine Erfahrungen in der Ausbildung zu geben.
Maik: Hallo Natan, schön, dass du dir heute die Zeit für dieses Interview nimmst. Du bist jetzt fast ein Jahr bei uns. Erzähl doch mal den potenziellen Lesern ein bisschen über dich. Wie alt bist du und welche Fachrichtung lernst du bei uns?
Natan: Hi, ich bin Natan, 26 Jahre alt, und ich mache eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration.
Seit wann machst du die Ausbildung und in welchem Lehrjahr bist du aktuell?
Ich bin aktuell im ersten Lehrjahr und komme jetzt ins zweite. Das erste Jahr war ziemlich spannend und lehrreich.
Die Zeit fliegt, nicht wahr? Was hat dich dazu bewegt, eine Ausbildung in der IT zu beginnen? Gab es ein bestimmtes Erlebnis, das den Ausschlag gegeben hat?
Ja, als ich jünger war, hatte mein Vater einen alten Windows XP Rechner, mit dem ich viel experimentiert habe. Leider habe ich oft Trojaner heruntergeladen und musste den PC immer wieder reparieren. Das hat mir viel Spaß gemacht und mein Interesse für IT geweckt.
Das ist ja eine charmante Antwort. Gab es neben den Trojanern auch Personen, die dich inspiriert haben?
Ja, mein Cousin hat mich inspiriert. Er hatte Erfahrung in der Informatik und hat mir ein paar Tricks gezeigt, vor allem mit der Windows-Kommandozeile. Das hat mein Interesse weiter geweckt, und ich habe dann viel auf YouTube gelernt und selbst experimentiert.
Du hast also früh angefangen, dich selbst in IT einzuarbeiten. Hattest du vor der Ausbildung schon berufliche Berührungspunkte mit der IT?
Ja, ich habe bei einem kleinen IT-Dienstleister eine Ausbildung begonnen. Leider war die Erfahrung dort nicht besonders gut. Ich wurde stark ausgenutzt, musste oft einfache Arbeiten wie Müll wegbringen erledigen und bekam kaum wertvolle Lerninhalte vermittelt. Wir konnten nicht gut miteinander kommunizieren, und so wurde die Ausbildung von ihrer Seite aus abgebrochen. Danach habe ich im Einzelhandel eine zweite Ausbildung begonnen, diesmal in der PC-Abteilung. Dort konnte ich viele praktische Erfahrungen sammeln und selbstständig Reparaturen durchführen. Es war befriedigend, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.
Wie bist du dann wieder zur IT zurückgekommen?
Nach der schlechten Erfahrung bei dem kleinen Dienstleister hatte ich erst keine Motivation mehr für IT. Durch den Einzelhandel und die Arbeit in der PC-Abteilung hat sich mein Interesse wieder entfacht. Es hat mir Spaß gemacht, Reparaturen durchzuführen und selbst Entscheidungen zu treffen. Die IT-Flamme wurde wieder entfacht, könnte man sagen.
Was hat dich letztendlich dazu bewogen, die Fachrichtung Systemintegration zu wählen?
Ich wollte etwas Dynamisches machen, bei dem ich mich sowohl bewegen als auch am Rechner arbeiten kann. Systemintegration bietet diese Abwechslung, da man sowohl vor Ort bei Kunden als auch im Büro arbeitet. Ich mag es, nicht ständig an einem Ort zu sitzen und immer wieder neue Herausforderungen zu haben.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Was machst du so den ganzen Tag über?
Ich starte meinen Tag mit dem IT Daily, wo wir die anstehenden Tickets und Aufgaben besprechen. Danach arbeite ich an den Tickets, bearbeite Probleme und betreue Projekte wie Kabeloptimierung und ein Debian-Docker-Projekt mit Nextcloud. Es ist eine gesunde Mischung aus IT-Support, Administration und Projektarbeit. Zudem schätze ich die Möglichkeit, eigenverantwortlich an Lösungen zu arbeiten und Neues auszuprobieren.
Welche Aufgaben und Projekte machen dir aktuell am meisten Spaß? Gibt es da was, wo du richtig aufblühst?
Das Projekt mit der Nextcloud hat mir viel Spaß gemacht. Ich hatte die Freiheit, die Software auszuwählen und zu erforschen. Diese praktischen Erfahrungen haben mir auch geholfen, eine eigene Nextcloud bei mir zu Hause einzurichten. Auch das Einrichten eines DNS-Servers auf einem Raspberry Pi war ein tolles Erfolgserlebnis.
Gab es in deiner Ausbildung Momente, die dich besonders überrascht haben?
Ja, die erste Ausbildung war ein Schock für mich. Ich wusste nichts und wurde stark ausgenutzt. Im Einzelhandel habe ich dann gelernt, wie man mit Kunden kommuniziert und habe viel über mich selbst gelernt. Die zweite Ausbildung hat mir viel Selbstvertrauen gegeben und mich gelehrt, mich nicht mehr ausnutzen zu lassen. Die Erfahrungen im Einzelhandel haben mich auch gelehrt, offener und kommunikativer zu sein.
Was war die größte Herausforderung in deinem ersten Ausbildungsjahr bei uns?
Namen von Kollegen zu merken. Es ist nicht meine Stärke, und bei so vielen Mitarbeitern ist es eine echte Herausforderung. Aber sonst komme ich mit den meisten Aufgaben gut zurecht. Das Projekt mit der Kabeloptimierung unserer Arbeitsplätze hat sich ebenfalls als herausfordernd erwiesen, weil es so komplex ist und viele Abteilungen involviert sind, aber ich habe viel dabei gelernt.
Wie gehst du generell mit schwierigen Aufgaben um? Hast du da eine bestimmte Strategie?
Ich nehme mir Zeit, informiere mich im Internet und frage Kollegen um Hilfe, wenn ich nicht weiterkomme. Diese Herangehensweise hat sich als sehr effektiv erwiesen. Ich mag es, Probleme selbstständig zu lösen und dabei Neues zu lernen. So ist es in der IT: Man macht Fehler und findet dann die Lösung. Schrittweises Lernen durch Fehler ist meiner Meinung nach der effektivste Weg, um sich zu verbessern.
Was sind deine Ziele nach Abschluss der Ausbildung? Hast du schon eine Richtung, in die du gehen möchtest?
Noch bin ich mir nicht sicher, aber ich interessiere mich für Bereiche wie Outlook und Firewalls. Besonders Linux und Debian haben mein Interesse geweckt. Ich möchte mich weiterentwickeln und spezialisieren, bin aber noch offen für verschiedene Richtungen. Mein Ziel ist es, erst die Ausbildung erfolgreich abzuschließen und dann Schritt für Schritt weiterzuplanen.
Wo siehst du dich in fünf bis zehn Jahren? Hast du da eine Vorstellung?
Das kann ich momentan noch nicht genau sagen. Mein erstes Ziel ist es, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Danach werde ich Schritt für Schritt weiterplanen. Es ist schwer, einen genauen Plan für die nächsten zehn Jahre zu machen, aber ich bin offen für verschiedene Möglichkeiten und bereit, mich weiterzuentwickeln.
Was würdest du Jugendlichen raten, die über eine Ausbildung in der IT nachdenken?
Wenn du gerne am PC arbeitest und dir das Reparieren und Tüfteln Spaß macht, dann ist IT vielleicht das Richtige für dich. Ein gewisses Maß an Erfahrung und Interesse ist jedoch wichtig, um den Einstieg zu erleichtern. Es ist auch hilfreich, wenn man schon früh Interesse an Computern hat und gerne experimentiert. Aber auch wenn man noch nicht viel Erfahrung hat, kann man sich in die Materie einarbeiten, solange man motiviert ist.
Gibt es bestimmte Fähigkeiten oder Interessen, die hilfreich sind?
Ja, wenn du schon Programmierkenntnisse hast, ist eine Ausbildung zum Anwendungsentwickler perfekt. Wenn du gerne an Hardware schraubst und Software installierst, dann passt die Fachrichtung Systemintegration gut zu dir. Es ist wichtig, neugierig zu sein und Freude am Lernen zu haben. Die IT-Welt ist riesig, und es gibt immer etwas Neues zu entdecken.
Gibt es ein Projekt, auf das du besonders stolz bist?
Mein erfolgreichstes Projekt war, als ich einen Raspberry Pi als DNS-Server und Nextcloud eingerichtet habe. Es war ein tolles Erfolgserlebnis, alles zum Laufen zu bringen. Das Gefühl, etwas Eigenes aufgebaut zu haben, war sehr befriedigend.
Gab es in deiner Ausbildung einen Lieblingsmoment?
Ja, wenn Mitarbeiter zufrieden mit meiner Arbeit sind und sich freuen, ist das für mich immer ein Highlight. Es gibt mir Bestätigung und Freude. Besonders in Momenten, in denen ich komplexe Probleme lösen konnte und die Kollegen mir dafür dankbar waren, habe ich mich sehr gefreut.
Wie hat sich deine Persönlichkeit durch die Ausbildung verändert?
Die erste Ausbildung hat mich gelehrt, mich nicht ausnutzen zu lassen. Der Einzelhandel hat mich offener gemacht und mir gezeigt, wie man mit Menschen kommuniziert. Insgesamt hat die Ausbildung mich stärker und selbstbewusster gemacht. Ich habe gelernt, meine Grenzen zu setzen und für mich selbst einzustehen. Die verschiedenen Erfahrungen haben mich auch darin bestärkt, meinen eigenen Weg zu gehen.
Zum Abschluss, gibt es noch etwas, das du zukünftigen Azubis mit auf den Weg geben möchtest?
Sucht euch einen Ausbildungsbetrieb gut aus. Größere Betriebe sind oft besser, weil sie mehr Ressourcen und Erfahrung in der Ausbildung haben. Informiert euch im Internet, fragt Freunde und Verwandte oder macht ein Praktikum, um herauszufinden, ob der Betrieb zu euch passt. Es ist wichtig, sich wohlzufühlen und eine gute Lernumgebung zu haben. Vertrauen ist ebenfalls sehr wichtig. Habt immer Spaß bei dem, was ihr tut, und seid euch sicher, dass die Ausbildung zu euch passt.
Vielen Dank, Natan, für das offene und ausführliche Gespräch. Ich bin sicher, dass deine Erfahrungen und Tipps vielen Jugendlichen helfen werden, die sich für eine Ausbildung in der IT interessieren.
Danke, Maik. Es hat mir Spaß gemacht, meine Erfahrungen zu teilen.
Weitere Ressourcen:
IT-Experte oder Rechenzentrumsreiniger – Woran du einen engagierten Ausbildungsbetrieb erkennst