Flucht in die Überholspur – Mohamads Weg zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung

Flucht in die Überholspur – Mohamads Weg zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung

Servus Maik hier.

IT ist ein riesen breites Feld. In mittlerweile vier technischen Fachrichtungen ist es schwierig, den Überblick zu behalten – besonders, wenn man bisher nur Schule kennt.

In dieser Interviewreihe spreche ich mit meinen eigenen Azubis. Als Ausbilder bilde ich aktuell drei der vier Fachrichtungen aus – Lediglich einen Fachinformatiker für Daten- und Prozessanalyse haben wir nicht.
Diese Interviews sollen dir idealerweise einen Überblick verschaffen, wie eine Ausbildung abläuft, was man da so macht und welche Hobbies und Erfahrungen eine Person zur IT bringen.

Heute spreche ich dazu mir Mohamad, unserem ersten Fachinformatiker – Anwendungsentwicklung.
Mohamads Familie ist 2016 aus Syrien geflüchtet. Seine Eltern haben alles aufgegeben um ihren Kindern eine Zukunft zu ermöglichen.

Dass Mohamad diese Chance genutzt hat, beweist er mir und allen anderen jeden Tag. Er ist ein echter Überflieger und der Beweis, dass es nicht darauf ankommt, wo du herkommst, sondern was du aus dir machst. Aber lies selbst: Mohamad hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ein Interview über seine Erfahrungen in der Ausbildung zu geben.


Maik: Hallo Mohamad, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, heute mit uns zu sprechen. Magst du dich einmal kurz vorstellen? Wer bist du? Wie alt bist du? Welche Fachrichtung lernst du?

Mohamad: Hallo Maik, gerne. Ich bin Mohamad, 22 Jahre alt, und ich lerne derzeit die Fachrichtung Anwendungsentwicklung als Fachinformatiker. Ich bin seit August 2023 im Unternehmen und befinde mich im ersten Lehrjahr.

Wie bist du denn, wenn du jetzt mal zurückdenkst an deine Jugend, dazu gekommen zu sagen, „boah Mensch, ich möchte in die IT gehen“?

Also, als ich noch kleiner war, so zwischen acht und zehn, habe ich immer auf dem PC meines Vaters Spiele gezockt. Da habe ich mich mit Windows und den Systemen ein bisschen schlau gemacht, wie die funktionieren und so. Ich war fasziniert davon, wie die Dinge, die ich klicke, überhaupt funktionieren. Leider hatte ich damals nicht die Möglichkeit, tiefer zu recherchieren, weil ich keinen Internetzugang hatte. Meine Eltern wollten das damals nicht.

Als ich 14 war, bekam ich meinen ersten eigenen Laptop. Das war ein Wendepunkt für mich. Ich begann zu verstehen, wie Laptops und Systeme funktionieren. Besonders interessiert haben mich Antiviren-Programme und Viren, sowie die Frage, wie jemand gehackt werden kann. Ich schaute mir viele YouTube-Videos an, in denen erklärt wurde, wie Hacking funktioniert und wie jemand Zugriff auf deinen Rechner bekommen kann.

Das klingt wirklich spannend. Hast du denn auch selbst etwas ausprobiert?

Ja, tatsächlich. Ein großes Projekt, das ich selbst gemacht habe, war die Entwicklung eines Discord Bots. Ich habe Discord viel genutzt und gesehen, wie nützlich diese Bots sein können. Der Bot eines anderes Entwickler hat mich da sehr stark inspiriert und ich dachte mir „das will ich auch!“, das war der Anstoß, der mich stärker in die Softwareentwicklungs-Ecke gebracht hat. Also habe ich angefangen, mich selber in die Programmierung von Bots einzuarbeiten. Ich habe viele Tutorials gelesen und verschiedene Programmiersprachen ausprobiert. Schließlich habe ich meinen eigenen Bot entwickelt, der verschiedene Funktionen wie Musik abspielen und Moderationstools hatte. Eine der interessantesten Funktionen war das Economy-System, bei dem Benutzer virtuelle Währungen sammeln und ausgeben konnten. Der Bot wurde sehr beliebt und lief schließlich auf über 100 Servern. Das war ein unglaubliches Gefühl und eine großartige Erfahrung, da ich nicht nur Programmierkenntnisse, sondern auch einiges über Servermanagement und Skalierbarkeit gelernt habe.

Was sind denn deiner Meinung nach die wichtigsten Fähigkeiten oder Kenntnisse, die man für eine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung mitbringen sollte?

Man sollte ein grundlegendes Verständnis von Computersystemen haben und bereit sein, ständig dazuzulernen. In der IT-Branche gibt es immer neue Technologien und Entwicklungen, daher ist es wichtig, anpassungsfähig zu sein. Problemlösungsfähigkeiten und analytisches Denken sind ebenfalls essenziell. Kenntnisse in Programmiersprachen und Softwareentwicklung sind natürlich auch sehr wichtig.

Wie sieht ein typischer Tag in deiner Ausbildung aus?

Ein typischer Tag umfasst praktische Programmieraufgaben, Teamarbeit und die Arbeit an Projekten. Oft sind die Aufgaben komplex und stellen eine Herausforderung dar, aber durch kontinuierliches Lernen und die Unterstützung meiner Kollegen meistere ich diese Herausforderungen. Zum Beispiel arbeite ich gerade an einem Projekt, bei dem wir eine Webanwendung entwickeln. Dabei lerne ich viel über Frontend- und Backend-Entwicklung sowie über die Zusammenarbeit im Team.

Was gefällt dir besonders an deiner Ausbildung?

Mir gefällt die Abwechslung und die Möglichkeit, ständig Neues zu lernen. Die Aufgaben sind spannend und vielfältig. Außerdem schätze ich die gute Arbeitsatmosphäre und die Unterstützung durch meine Kollegen sehr. Es ist toll zu sehen, wie die eigenen Projekte Gestalt annehmen und man konkrete Ergebnisse seiner Arbeit sieht.

Welche Herausforderungen gibt es in deiner Ausbildung und wie gehst du damit um?

Die größten Herausforderungen sind oft die Komplexität der Aufgaben und das ständige Dazulernen. Es kann manchmal überwältigend sein, aber ich versuche, mich Schritt für Schritt voranzuarbeiten und Hilfe zu holen, wenn ich sie brauche. Meine Kollegen und Mentoren sind dabei eine große Unterstützung. Ein Beispiel ist, als ich an einem besonders schwierigen Bug gearbeitet habe. Es hat mehrere Tage gedauert, ihn zu finden und zu beheben, aber durch die Hilfe meines Teams und viel Ausdauer habe ich es schließlich geschafft.

Welche Tipps hast du für junge Leute, die sich für eine IT-Ausbildung interessieren?

Meine wichtigste Empfehlung ist, dass man neugierig und interessiert an der Technik sein sollte. Nutzt YouTube und andere Online-Ressourcen, um die Grundlagen zu lernen. Startet eigene kleine Projekte, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Geduld und Ausdauer sind wichtig, denn nicht alles klappt sofort und man stößt oft auf Probleme. Der Austausch mit anderen in Foren oder Communities wie Discord kann ebenfalls sehr hilfreich sein.

Wie sieht die Unterstützung durch das Unternehmen aus?

Das Unternehmen bietet umfangreiche Unterstützung durch Mentoren und Kollegen. Es gibt regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten, die sehr hilfreich sind. Besonders wertvoll finde ich die Möglichkeit der gegenseitigen Nachhilfe mit Natan und Milan, bei der man viel voneinander lernen und sich weiterentwickeln kann.

Welche Projekte hast du bisher gemacht und was hast du dabei gelernt?

Ich habe an der Entwicklung von kleineren Anwendungen und an größeren Softwareprojekten teilgenommen. Diese Projekte haben mir geholfen, praktische Erfahrungen zu sammeln und meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ein besonders spannendes Projekt war die Entwicklung einer internen Kommunikationsplattform für unser Team. Dabei habe ich viel über die Praxis der Softwareentwicklung, die Bedeutung von gutem Projektmanagement und die Zusammenarbeit im Team gelernt.

Wie siehst du deine Zukunft in der IT-Branche?

Ich sehe meine Zukunft sehr positiv und vielversprechend. Ich plane, mich weiterzubilden und möglicherweise in speziellen Bereichen wie IT-Sicherheit oder Softwarearchitektur zu spezialisieren. Es gibt so viele Möglichkeiten in der IT, und ich freue mich darauf, meinen Weg weiterzugehen. Besonders interessiert mich, wie man sichere Systeme entwickelt und wie man sich gegen Cyberangriffe schützt. Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft in diesem Bereich zu arbeiten.

Danke, Mohamad, für die ausführlichen und inspirierenden Einblicke in deine Ausbildung und deine Erfahrungen. Hast du noch eine letzte Botschaft für junge Leute, die sich für die IT interessieren?

Ja, bleibt neugierig und probiert Dinge aus. Die IT-Welt ist riesig und es gibt so viel zu entdecken. Mit Motivation und Eigeninitiative könnt ihr viel erreichen. Nutzt die Ressourcen, die euch zur Verfügung stehen, und habt Geduld. Es lohnt sich! Und vernetzt euch mit anderen, teilt eure Erfahrungen und lernt voneinander. Das kann unglaublich wertvoll sein.

Vielen Dank, Mohamad, für das tolle Gespräch. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg in deiner Ausbildung und deiner zukünftigen Karriere.

Danke, Maik. Es hat mir Spaß gemacht, darüber zu sprechen. Ich wünsche ebenfalls allen viel Erfolg, die diesen Weg einschlagen möchten.


Weitere Ressourcen:

Der ultimative Ausbildungsratgeber: Fachinformatiker/in werden – aber welche Fachrichtung?

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